25. Gruß aus der Andreasgemeinde

Nachricht 03. Dezember 2020

Geschenkte Zeit

Nun ist Advent. 
Anders Advent als sonst. Eigentlich müsste ich viel mehr Zeit haben als in den vergangenen Jahren. Vieles von dem, was die Adventszeit oft so hektisch gemacht hat, ist im Moment gar nicht möglich. Und doch ist mir im Moment so gar nicht adventlich besinnlich zumute. Ich bin innerlich eher unruhiger als in den anderen Jahren. Und ich denke: „Anders Advent“ wäre gar nicht so schlecht. Mehr im Innen sein. Ohne große Betriebsamkeit. Aber das ist gar nicht so einfach. Betriebsamkeit kann manchmal auch ganz hilfreich sein und manches einfacher machen. Vieles vermisse ich in dieser Zeit zunehmend. Wie geht es Ihnen, wie geht es Dir in dieser Adventszeit? Wenn du magst, schreib mir gerne!
 
Jeden Morgen schlage ich die Seite im Wandkalender „Anderer Advent“ um.
Heute, am 3. Dezember, ist ein großes Foto aus einer Bahnhofshalle zu sehen. „Geschenkte Sekunde“ heißt die Überschrift über dem Text, in dem das Geheimnis des stehenbleibenden Sekundenzeigers auf den Bahnhofsuhren gelüftet wird. Ich habe mich schon oft gefragt, warum der Sekundenzeiger der Bahnhofsuhr, immer wenn er oben auf der 12 steht, einen Moment verharrt. Das haben sich die Schweizer ausgedacht. Sie wollten, dass alle Bahnhofsuhren synchron laufen. Dafür benötigen die Uhren den Impuls von einer Hauptuhr. In den 1940er-Jahren hat die Übertragung des Impulses 1 ½ Sekunden gedauert. Also haben die Schweizer den Sekundenzeiger mit der stilisierten Schaffnerkelle beschleunigt, so dass der Zeiger in 58,5 Sekunden einmal um die Uhr läuft und dann oben verharrt. Nun bleibt ein kleines bisschen Zeit bis zum Beginn der nächsten Minute. Ich finde es wundervoll, dass das bis heute bei manchen Bahnhofsuhren so ist, obwohl es technisch gar nicht mehr nötig wäre. 
 
Geschenkte Zeit
Ich wünsche Ihnen, ich wünsche Dir in dieser anderen Adventszeit solch ein Zögern in der Zeit. Nicht nur 1 ½ Sekunden. Obwohl die manchmal entscheidend sein können, wenn ich auf den letzten Drücker die Treppe hinaufsprinte, um gerade noch keuchend vor der sich schließenden Tür des Zuges zu stehen. Ich wünsche Dir eine geschenkte Stunde, vielleicht sogar einen geschenkten Tag. Ich wünsche Dir Zeit für einen Spaziergang, für die Begegnung mit einem lieben Menschen. Ich wünsche dir Zeit für Gott. In seiner Hand liegt unsere Zeit. Dort ist sie gut aufgehoben. Wenn ich in diesem anderen Advent merke, dass ich so unruhig bin, will ich daran denken, dass alle unsere Zeit geschenkt ist. 
 
Ich grüße Sie und Euch herzlich zum Advent und wünsche Euch heute mindestens einen wertvollen Augenblick
Ihr/Euer Pastor Martin Steinke