Burkhard Ewert, stellvertretender Chefredakteur der Neuen Osnabrücker Zeitung, sieht Parallelen zwischen der skrupellosen Instrumentalisierung von Flüchtlingen durch den belarussischen Diktator Lukaschenko und der Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer durch die Evangelischen Kirche. Diese Gleichsetzung weisen der Sprengel und der Kirchenkreis Osnabrück sowie die Diakonie in Stadt und Land Osnabrück entschieden zurück.
Präsident Lukaschenko schleust Flüchtlinge aus Kriegs- und Elendsgebieten in sein Land und setzt sie mit falschen Versprechungen an der europäischen Grenze zu Polen schutzlos Wind und Wetter aus. Damit will er Druck auf die Länder der Europäischen Union ausüben. Letztlich will er die Länder der EU erpressen, diese Flüchtlinge aufzunehmen, andernfalls sollen ihre Haltungen zu Migration und Asyl als menschenrechtswidrig vorgeführt werden. Dazu instrumentalisiert er skrupellos Menschen und nimmt in Kauf, dass Männer, Frauen und Kinder ohne ein Dach über dem Kopf, ohne Nahrung und medizinische Hilfe in den Wäldern entlang der Grenze erfrieren oder vor Erschöpfung und Hunger sterben. Diese zutiefst menschenverachtende Politik des belarussischen Diktators mit der Rettung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer durch das von der EKD mit Spendengeldern finanzierte Schiff Sea-Watch 4 gleichzusetzen, entbehrt jeglicher sachlichen Grundlage. Vielmehr handelt es sich um eine abstoßende Polemik, die sowohl die Evangelische Kirche als auch das Prinzip der Seenotrettung diskreditiert. Dieser geht es darum, Menschen vor dem Ertrinken zu retten, die in Lebensgefahr geraten sind, weil Schleuserbanden, die ähnlich skrupellos handeln wie der belarussische Diktator, sie mit falschen Versprechungen in eine katastrophale Situation auf offenem Meer gebracht haben. Statt das zu diskreditieren, ist vielmehr daran zu appellieren, eine ebensolche humanitäre Hilfe jetzt auch den Menschen an der belarussisch-polnischen Grenze zukommen zu lassen.
Aber ganz offensichtlich erkennt der stellvertretende Chefredakteur der NOZ diese humanitäre Motivation nicht an. Falls es sein Anliegen war, mit Blick auf die Lage in Belarus und am Mittelmeer auf das Fehlen einer dringend erforderlichen Flüchtlings- und Migrationspolitik der Europäischen Union aufmerksam zu machen, wäre dem durchaus zuzustimmen. Aber der Seitenhieb gegen die Evangelische Kirche und andere Hilfsorganisationen und ihr humanitäres Engagement folgte weder argumentativer Notwendigkeit noch Logik, sondern stellt eine Provokation um ihrer selbst willen dar. Wir erleben in diesen Tagen, dass unsere Gesellschaft immer stärker polarisiert wird. Daran muss sich nicht auch noch eine renommierte Tageszeitung beteiligen, dazu noch auf Kosten von Menschen, die sich für andere einsetzen.
Friedrich Selter, Regionalbischof im Sprengel Osnabrück
Dr. Joachim Jeska, Superintendent im Kirchenkreis Osnabrück
Friedemann Pannen, Geschäftsführer der Diakonie Osnabrück Stadt und Land