30. Gruß aus der Andreasgemeinde

Nachricht 09. Februar 2021

Gott meine Zuversicht

Am Anfang der Pandemie im letzten Frühjahr habe ich’s noch gern gelesen, wenn Emails oder Briefe mit dem Gruß endeten: „Bleiben Sie zuversichtlich!“ Heute freu ich mich nicht mehr wirklich, wenn jemand schreibt: „Bleib zuversichtlich und hoffnungsvoll!“ Am liebsten würde ich dann antworten: „Witzig! Wie denn?“

In der letzten Woche hatte ich ein paar Tage Urlaub. Mit meiner Familie war ich einen Tag in Lengerich, und wir haben einen 10 km-Rundweg gemacht, die „Teutoschleife rund um den Canyon“. Ein Höhepunkt dieser Schlammwanderung war es für mich im wahrsten Sinne des Wortes, als wir am höchsten Punkt des Leedener Berges auf 202 m Höhe auf ein verwittertes Holzkreuz stießen, auf dem stand: GOTT MEINE ZUVERSICHT. Auf einer kleinen Tafel am Rande stand, dass an dieser Stelle bis ca. 1910 eine Schutzhütte stand, die im Volksmund „Lusthäuschen“ hieß, „weil der damalige Leedener Pastor zu dieser Hütte lustwandelte und in der Natur meditierte. An Samstagnachmittagen soll er hier auch seine sonntäglichen Predigten verfasst haben, da er hier seinem Herrgott am nächsten war“
Seit unserer Wanderung zum „Lusthäuschen“ geht mir dieses Kreuz mit der Inschrift GOTT MEINE ZUVERSICHT nicht mehr aus dem Sinn. Komisch, hier an diesem Kreuz in der Natur, wo auch wir scheinbar Gott so nah waren, hätte uns jemand laut zurufen können: „Bleibt zuversichtlich!“, und ich hätte ebenso laut und fröhlich geantwortet: „Recht hast du! Ja, dazu haben wir allen Grund!“

GOTT MEINE ZUVERSICHT 
Kann es sein, dass Zuversicht etwas damit zu tun hat, seinem Herrgott nah zu sein? Ich bin mir ziemlich sicher! 
Dass es momentan immer mehr Menschen reicht mit der Pandemie, dass sie genervt sind und ungeduldig werden, ist doch kein Wunder, oder? Vor ein paar Tagen sagte unsere 14-Jährige am Frühstückstisch, als sie von den Mutationen und den scheinbar wieder in weite Ferne gerückten Lockerungen las: „Ich glaub’ langsam gar nichts mehr!“ Und in unserer Andreas-Dienstbesprechung am Freitag fielen häufiger Sätze wie: „Das alles ermüdet mich mehr und mehr!“ Zu sagen: „Bleib zuversichtlich!“ hilft allein nicht viel. Auch wenn es gut gemeint ist. Mich würde interessieren, was Ihnen hilft, was dir hilft, zuversichtlich zu bleiben oder zu werden. Schreibt es mir, wenn ihr mögt. Ich freue mich über jede Rückmeldung.

GOTT MEINE ZUVERSICHT 
Diese Inschrift auf dem Leedener Kreuz hat mir dieser Tage wieder bewusst gemacht, was mir hilft, zuversichtlich zu sein, nämlich zu schauen, wo ich meinem Herrgott am nächsten sein kann. Nur zwei Punkte schreibe ich Ihnen heute. In dieser Zeit, in der ich so viel drinnen sitze, bin ich Gott besonders nah, wenn ich mich bewege. Ich würde es nicht mehr „Lustwandeln“ nennen, eher Laufen. Aber in der Natur, an der frischen Luft, da bin ich meinem Gott sehr nah. Da freue ich mich, dass ich leben kann und mich bewegen und mit meinem Schöpfer im Gespräch sein kann. 

Und zweitens, wenn ich in der Bibel lese - momentan bevorzugt in meiner nagelneuen knallroten BasisBibel - dann bin ich Gott ganz nah. Gestern habe ich darüber gepredigt, wie Gott uns nah kommt, indem er sein Wort reichlich ausstreut, ohne Angst vor Verschwendung. Ich habe es gestern zwar gar nicht bis zur Andreaskriche geschafft, weil ich mit dem Auto nicht durch den Schneesturm kam. Aber ich habe die Predigt hier auf unsere Homepage gestellt, und wer mag, kann sie hier nachhören. Darin geht es ums Zuhören, ums Hören auf Gott. „Wer Ohren zum Hören hat, soll gut zuhören“, hat Jesus gesagt. 

Ich grüße Sie und euch, heute mit einem herzlichen: GOTT MEINE ZUVERSICHT!
Ihr und euer Pastor Martin Steinke