Mit dem Evangelischen Buchpreis 2021 wird die Autorin Iris Wolff für ihren Roman „Die Unschärfe der Welt“ (Klett-Cotta 2020) ausgezeichnet. Diese Entscheidung gab der Vorsitzende des Evangelischen Literaturportals, Landesbischof Ralf Meister, letzte Woche bekannt. Er dankte der Jury, die das Buch aus 99 Vorschlägen von Leserinnen und Lesern ausgewählt hat.
Begründung der Jury
„Was für ein Reichtum begegnet uns in diesem Buch. Es ist Zeitgeschichte, Liebesgeschichte, Familienerzählung in einem. Voller Poesie und philosophisch noch dazu. „Die Unschärfe der Welt“ erzählt vom Leben eines Pfarrers und seiner Familie während der kommunistischen Diktatur in Rumänien. Es gilt, den Alltag mit seinen Freuden und Widrigkeiten zu bewältigen, die Angst vor der Unterdrückung und Verfolgung durch den rumänischen Geheimdienst auszuhalten, Armut und Mangel zu bestehen. Der Roman erzählt zugleich von der Liebe. Wie sie entsteht und wächst, wie sie verloren geht, wie sie sich in der Routine einrichtet, wie sie verraten wird und wie sie auch eine Trennung überdauert. Mit nüchternem Blick und großer Zartheit lässt Iris Wolff uns an den Menschen und ihren Entdeckungen der Liebe teilhaben.
Und es ist die Geschichte einer Familie von Donauschwaben, die beschreibt, wie vier Generationen miteinander verflochten sind, wie sie zusammengehören und doch jeweils ihre eigenen Wege gehen.
Und zwischen all diesen Facetten des Lebens streut die Verfasserin immer wieder feine Beobachtungen ein über die Sprache, das Erzählen von Geschichten, das Erleben der Zeit, das Wachsen im Leben.
Mit kurzen, prägnanten Sätzen leitet die Autorin überraschende Wendungen ein, macht neugierig, nimmt ihre Leserinnen und Leser mit in die Träume der Menschen und ihrer Erinnerungen. Der Blick auf die Welt muss dabei unscharf bleiben. Denn das Wahrnehmen und Verstehen des Geschehens sind nicht eindeutig. Manchmal lässt es sich nur in der Sprache der Poesie metaphorisch beschreiben.
Iris Wolff ist ein Buch gelungen, das einen sehr realistischen Blick auf das Leben wirft. Und das zugleich eine große Liebeserklärung an das Leben ist. Es macht Freude es zu lesen und stimmt hoffnungsfroh.“
Über die Autorin
Iris Wolff wurde 1977 in Hermannstadt/Siebenbürgen geboren und wuchs im Banat und in Siebenbürgen auf. 1985 emigrierte die Familie nach Deutschland. Iris Wolff studierte Germanistik, Religionswissenschaften und Grafik und Malerei in Marburg an der Lahn. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Thaddäus-Troll-Preis. Für ihr Gesamtwerk erhielt sie 2019 den Marie-Luise Fleißer- Preis. Iris Wolff lebt als freie Schriftstellerin in Freiburg.
Die Preisverleihung
Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien, dem Ev. Literaturportal, verliehen. Gesucht werden Bücher, die anregen über uns selbst, unser Miteinander und unser Leben mit Gott neu nachzudenken. Die Jury wählte neben dem Preisbuch 11 weitere Titel für die Empfehlungsliste aus: Romane, Sachbücher, Kinder-und Jugendbücher. Der Jury gehören Mitarbeitende evangelischer Bibliotheken, Bibliothekar*innen und Theologen und die Geschäftsführung des Ev. Literaturportals an. Der Evangelische Buchpreis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Er wird der Autorin am 19. Mai 2021 im Freylinghausensaal der Franckeschen Stiftungen in Halle /Saale verliehen.
(eliport.de)