A) Bibeltext
Kurz vor Jerusalem kamen Jesus und seine Jüngern nach Betfage am Ölberg. Da schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus und sagte zu ihnen: »Geht in das Dorf, das vor euch liegt. Dort findet ihr gleich eine Eselin angebunden, zusammen mit ihrem Jungen. Bindet sie los und bringt sie mir. Und wenn euch jemand fragt: ›Was soll das?‹, dann sagt: ›Der Herr braucht sie. ‹Dann wird er sie euch sofort geben.«
So ging in Erfüllung, was Gott durch den Propheten gesagt hat: »Sagt zu der Tochter Zion: ›Sieh doch: Dein König kommt zu dir! Er ist freundlich und reitet auf einem Esel, einem jungen Esel – geboren von einer Eselin.‹«
Die Jünger gingen los und machten alles genau so, wie Jesus es ihnen aufgetragen hatte. Sie brach- ten die Eselin und ihr Junges herbei und legten ihre Mäntel über sie. Jesus setzte sich darauf. Die große Volksmenge breitete ihre Mäntel auf der Straße aus. Andere schnitten Palmzweige von den Bäumen ab und legten sie ebenfalls auf die Straße.
Die Volksmenge, die vor Jesus herging und ihm folgte, rief unablässig: »Hosianna dem Sohn Da- vids! Gesegnet sei, wer im Namen des Herrn kommt! Hosianna in himmlischer Höhe!« So zog Jesus in Jerusalem ein. Die ganze Stadt geriet in Aufregung. Die Leute fragten sich: »Wer ist er nur?« Die Volksmenge sagte: »Das ist Jesus, der Prophet aus Nazaret in Galiläa.
B) Das Bild
• Schauen Sie sich das Bild in Ruhe an.
• Das Bild ist nur ein kleiner Ausschnitt der Bibelstelle. Gibt es etwas, was sie dem Bild unbedingt hinzufügen möchten?
• Welche Elemente aus der Geschichte finden Sie wieder? Welche fehlen Ihnen?
C) Weiterführende Gedanken
• Einmal wird Jesus als König bezeichnet, ein anderes Mal als Prophet. Welche Bilder entstehen in ihrem Kopf, wenn sie an „König“ oder „Prophet“ denken?
• Wen würden sie lieber bei sich zu Gast haben? Einen Propheten oder einen König? Warum?
• „Hosianna“ - so wird Jesus begrüßt. Welche Gefühle erweckt dieses Wort bei Ihnen? Kennen Sie die Bedeutung?
• Prophet/in oder König/in— welche Funktion würde besser zu Ihnen passen?
D) Gedanken zum Abschluss:
Warum, wenn Christus so groß und stark ist, kommt er so schwach und demütig daher? Warum so klein gegen die Könige der Erde? Er reitet nicht auf weißem Rosse. Der Esel, auf dem er sitzt, gehört nicht einmal ihm, son- dern ist entlehnt, – (gemeint ist: geliehen). Kleider armer Leute sind sein Reitzeug. Keine prächtigen Trabanten, sondern Kinder aus dem Dorf begleiten ihn. Es ist alles so gar klein beim Einzug dieses großen Königs.
Wilhelm Löhe, Predigt zum 1. Advent 1834
Im Messiasspiel des Sacharja ist der Esel das Königstier, geduldig, nützlich, das hebräische Wort sanftmütig meint eigentlich: berührbar, zum Streicheln. Mit den Pferden aber war damals in Israel eine neue Form des Krieges ein- gebrochen, die Herrschaft der Schnelleren und Stärkeren, fremdes Kapital im sozialen Gefüge des Volkes.
Esel gegen Schlachtross. Das ist das Spiel. Der Messias kommt nie und nimmer hoch zu Ross, sitzt nicht wie Marc Aurel am Capitol auf einem römischen Rassepferd oder vielleicht wie König Herodes auf einem arabischen Hengst, sondern auf einem – Esel.
Wer so daher kommt ist nach dem Profeten Sacharja des Messias’, des Sar Schalom, des Friedefürsten, prince of peace absolut würdig. Und sachgemäß eines Hosianna – zu deutsch: Hilf doch! – eines Helfers wert. Sanftmütig- keit ist sein Gefährt.
Aber sagt mal ehrlich: Habt ihr schon mal einen König oder Kaiser auf einem Esel reiten sehen? Ist das nicht doch ein bisschen lächerlich?
Jesus kommt auf einem Esel, einem Füllen gar; der Esel ein Last- und Alltagstier, Kleider hängen runter, die Füße schleifen am Boden – so kommt er daher. Ist das nicht ein Risiko, Gott so die Ehre geben, ja fast ein wenig lächer- lich?
Die Jünger und Jüngerinnen, die Frauen am Brunnen, die Dorfkinder von Betphage, die Arbeiter vom Ölberg, vom Monte Oliveti, alle spielen mit, breiten ihre Kleider vor ihm her, hauen Zweige von den Bäumen und streuen sie auf den Weg.
Aber warum reitet er, der Davidssohn, dann nicht an der Spitze vorneweg, wie das die Herrscher und die Feld- herrn gerne tun, läuft auch nicht wie die Bischöf und wir Pfarrer vornehm hinterdrein, sondern es heißt: Mitten- drin in der Menge, die ihm vorausging und ihm nachfolgte, ist er irgendwo zu finden.
Seht, er könnte doch alle belehren und bekehren. Er könnte es! Er macht es aber nicht! Warum? Warum macht er sich so klein und rar? Anders als im Kino, wenn einer vor dir sitzt, sich breit macht und du nichts siehst, macht er sich klein!
Antwort: Damit du freie Bahn hast, damit du rauskommst, dich rührst und reagierst und dir was einfallen lässt.
Auszug aus der Abschiedspredigt von Heiner Weniger, Pastor an der Egidienkirche Nürnberg