40 Jahre Kleiderkammer – das ist eine gute Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und zusammenzutragen, was dort unbemerkt bewältigt wird.
Die Kleiderkammer öffnet zweimal wöchentlich, montags und donnerstags. Es sind meist sieben Helfer da. Umgerechnet bedeutet das: pro Woche kommen über 30 Einsatzstunden zusammen. Woanders ist es üblich, dass die Helfer zumindest eine Aufwandspauschale bekommen. Gründerin Hilma Fischer sagte dazu: „Hier wird umsonst gespendet, also wird auch ohne Kosten verteilt.“ So ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Alle Helfer sind schon lange dabei, die Dienstälteste seit über 30 Jahren. Zuwachs ist selbstverständlich herzlich gern willkommen. Ohne Bezugsschein kann nicht abgeholt werden. Nur Bedürftige erhalten Hilfe. 2017 kamen fast 1000 Besucher. 866 Erwachsene und 141 Kinder. Die größte Familie bestand aus 13 Personen. Kinderreiche Familien sind nicht selten dankbar für die Unterstützung.
Im Laufe der Zeit kennen die Helfer die Besucher gut und wissen genau, was gebraucht wird. Sie halten die Augen auch im privaten Umfeld offen. Der wortwörtlich größte aktuelle Wunsch einer kinderreichen Familie ist ein riesengroßer Topf, in dem für alle gekocht werden kann. (Haben Sie zuhause einen stehen, den Sie nicht mehr brauchen? – Bringen Sie ihn gern!) Sie haben Einzelschicksale im Blick. Es gibt Bedürftige, die aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen können. Dann wird schon mal nach dem Bedarf gefragt und bis nach Hause geliefert. Andere haben keine Möglichkeit, den Weg zu organisieren. Wenn also ein großes Fahrzeug vor der Kleiderkammer steht, hat einer der Helfer mehrere Bedürftige abgeholt und bringt diese dann auch wieder nach Hause.
Gespendete Sachen werden bitte in einem ordentlichen Zustand abgegeben. Es wird alles gebraucht: Kleidung, Hauswäsche, Haushaltsgeräte, Deko, Geschirr, Lampen, Spielzeug, Babyausstattung, Fahrradhelme ... Es gibt eigentlich nichts, was keine Verwendung findet. Die Helfer haben im Laufe der Jahre ein gutes System entwickelt. Ständig wird sortiert, durchgeschaut, eingeräumt. Alles hat einen festen Platz. Auch auf den Kleiderstangen: Über 1000 Bügel wollen gut geordnet sein. Sonst verliert man schnell den Überblick.
Was in der Kleiderkammer keine Abnehmer findet, wird weitergegeben. Es hat Tradition, dass „Ladenhüter“ von einem der Helfer auf Flohmärkten angeboten werden. Der Erlös geht zu 100 % in einen guten Zweck. Die Heilpädagogische Hilfe bekommt ebenfalls regelmäßig Lieferungen: Zur eigenen Verwendung, oder aber die schadhaften Sachen zur Weiterverarbeitung. Das eine oder andere Mal freute sich schon „Annas Lädchen“ in Osnabrück über eine Spenden-Weitergabe, um alleinerziehende Eltern zu unterstützen. Aus den Reihen der Helfer werden Spenden per Paket oder LKW nach Russland bzw. in das Tschernobyl-Gebiet organisiert. Für den Zoll eines LKW-Transportes müssen ungefähr 300 € gezahlt werden, ein Paket kostet knapp 50 € Versand. Die Kosten bringen die Helfer selbst auf.
Seit März 2017 hat das Malteser-Integrationsbüro seinen Platz in der Andreasgemeinde. Schnell hat sich auch hier eine gute Zusammenarbeit entwickelt. Flüchtlingsfamilien erhalten über die Kleiderkammer Unterstützung bei der Wohnungs-Erstausstattung. Der „Internationale Kaffeeklatsch“ freut sich über Tischdecken und -deko. Wird ein neuer Sprachkurs angeboten, gibt die Kleiderkammer die Infos an passende Besucher durch Direktansprache weiter.
Kurz zusammen gefasst kann man sagen: Die Kleiderkammer rührt in vielen Töpfen. Hier wird über den Tellerrand geschaut und gern mit anderen zusammengearbeitet. Hier lebt der Hauptgedanke „Für andere da sein und helfen, so gut und so viel es geht“.