Die Tempelreinigung (Mk. 11, 15-18)

A) Bibeltext
Zurück in Jerusalem, ging Jesus wieder in den Tempel. Dort fing er an, die Leute hinauszujagen, die im Tempel etwas verkauften oder kauften. Die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer stieß er um. Er ließ nicht zu, dass jemand irgendetwas durch den Tempel trug. Und er lehrte die Leute, die dabei waren, und erklärte ihnen: »Steht nicht in der Heiligen Schrift: ›Mein Haus soll als Gebetshaus für alle Völker bekannt sein‹? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.« Die führenden Priester und Schriftgelehrten hörten, was Jesus sagte. Weil sie Angst vor ihm hatten, suchten sie nach einer Möglichkeit, ihn umzubringen. Denn die Volksmenge war begeistert über seine Lehre.


B) Das Bild
• Sehen Sie sich das Bild genau an.
• Gibt es Ihrer Meinung nach den Text wieder? Oder fehlt etwas?
• Was fällt Ihnen besonders ins Auge?
• Was hätten Sie anders dargestellt?


C) Weiterführende Gedanken
• Wie erklären Sie sich diesen gewalttätigen Ausbruch Jesu?
• Stellen Sie sich vor, Sie wären einer der Händler im Tempel. Was würden Sie von Jesus halten?
• Was glauben Sie, wer die Leute waren „die dabei waren“ und von Jesus Erklärungen erhielten?
• Der jüdische Tempel in Jerusalem als Gebetshaus für alle Völker. Würden Sie dorthin reisen?
• „Die Volksmenge war begeistert über seine Lehre.“ Sind Sie ebenfalls von Jesu Lehre begeistert? Oder zweifeln Sie? Was finden Sie gut, mit welchen Inhalten haben Sie ihre Schwierigkeiten?
 
D) Gedanken zum Abschluss
Jesus ist wütend! Mit den Tischen stößt er eingespielte Gewohnheiten um und stellt längst etablierte Sitten auf den Kopf. Unerhört? In den Augen derjenigen, die sich mit dieser Art des Tempellebens identifizierten, sicherlich. Das Umtauschen der Geldmünzen mit dem Bild des Kaisers in die “koschere” Tempelwährung und der Verkauf von Opfertieren gehörten schließlich zum Tempelalltag. Doch das Treiben hatte sich verselbständigt, diente nicht mehr seinem Zweck:
Geldwechsler versuchten, den Kurs in die Höhe zu treiben – und diejenigen, die sich ein Opferlamm oder gar einen Stier leisten konnten, sahen auf die herab, bei denen es nur für ein Täubchen reichte. So wird der Tempel, der Einheimische und Fremde, Arm und Reich im Gebet miteinander verbinden soll, zum Ort, an dem Profitgier und die Sucht nach Sehen und Gesehen-Werden Menschen zertrennt. “Es steht geschrieben:”, ruft Jesus, “Mein Haus soll ein Bethaus sein. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!”
Wie nehmen wir das Verhalten Jesu wahr? Aus der Distanz von 2000 Jahren heraus scheint es leicht, Jesu Ver- halten als richtig und notwendig zu bewerten. Ja, der Tempel ist ein Bethaus! Doch was, wenn die Frage uns nahe kommt: Welches Treiben füllt unsere Räume in Kindertagesstätte und Schule, was die Räume in meinem eigenen Leben? Was ist uns “heilig” und was muss heraus, um dem Heiligen Raum zu schaffen?

Aus: Loccumer Pelikan 4/2011

 

Dir schlägt dein Bruder in dein Gesicht — was tust du dann?
Du weißt, was die Bibel sagt.
Halt ihm die andere Wange hin!
Das sagt die Bibel.
Und wahrlich, wenn du es tust, dann ist es gut.
Dann haut dir dein Bruder eine zweite herunter,
von der anderen Seite,
und wenn du benommen bist davon,
dann lachen die andern aus ganzem Herzen.
Dein Bruder aber, der führt ihr Gelächter wie eine Peitsche.
Bis hierher ist alles gut.
Jetzt aber kannst du zweierlei Wege gehen. Einmal kannst du erröten,
wenn alle ... andern dich verspotten,
und wenn ihr Gelächter
zusammenschlägt über dir.
Wann das geschieht, dann war alles umsonst. Dann winde dich nur in deiner Verlegenheit. Dann warst du noch nicht tapfer und klug genug für dieses Bravourstück Christi.
Der andere Weg ist der:
Du hast gemerkt, ganz heimlich,
dass der zweite Schlag
schon schwächer war als der erste.
Und wenn er es nicht war, dann rede es dir ein. Jedenfalls halt ihm wieder die erste hin,
die erste Wange, und wenn du
nur richtig lächelst dabei,
 


ganz ohne Zorn,
ganz gütig,
dann wird der folgende Schlag der Schlag auf die erste Wange, wieder ein wenig unsicherer sein.
Nur wenn er das nicht ist,
wenn der dritte Schlag schon wieder
besser sitzt als der zweite und erste,
und wenn die Zuschauer herzhafter lachen als früher, und wenn dein Bruder dich weiter schlagen wird
wie ein Hündlein, —
dann leg ihn hin, deinen Bruder,
mit einem Schlag auf das Kinn.
Dann warst du nicht in der rechten Arena
für dieses Bravourstück Christi.
Und lächeln musst du, wenn du den Kinnhaken gibst. Ganz gütig lächeln musst du dabei,
ganz ohne Zorn.
Nachher kannst du ihm aufhelfen, deinem Bruder.
In mancher Arena muss
der Christ ein Stierkämpfer sein.
muss zeigen, dass er auch das kann.
Sonst wird er von keinem verstanden
bei seinem Bravourstück.
Damit es die andern verstehen, dazu tut er es aber.

Walter Toman