A) Bibeltext
Zurück in Jerusalem, ging Jesus wieder in den Tempel. Dort fing er an, die Leute hinauszujagen, die im Tempel etwas verkauften oder kauften. Die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer stieß er um. Er ließ nicht zu, dass jemand irgendetwas durch den Tempel trug. Und er lehrte die Leute, die dabei waren, und erklärte ihnen: »Steht nicht in der Heiligen Schrift: ›Mein Haus soll als Gebetshaus für alle Völker bekannt sein‹? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.« Die führenden Priester und Schriftgelehrten hörten, was Jesus sagte. Weil sie Angst vor ihm hatten, suchten sie nach einer Möglichkeit, ihn umzubringen. Denn die Volksmenge war begeistert über seine Lehre.
B) Das Bild
• Sehen Sie sich das Bild genau an.
• Gibt es Ihrer Meinung nach den Text wieder? Oder fehlt etwas?
• Was fällt Ihnen besonders ins Auge?
• Was hätten Sie anders dargestellt?
C) Weiterführende Gedanken
• Wie erklären Sie sich diesen gewalttätigen Ausbruch Jesu?
• Stellen Sie sich vor, Sie wären einer der Händler im Tempel. Was würden Sie von Jesus halten?
• Was glauben Sie, wer die Leute waren „die dabei waren“ und von Jesus Erklärungen erhielten?
• Der jüdische Tempel in Jerusalem als Gebetshaus für alle Völker. Würden Sie dorthin reisen?
• „Die Volksmenge war begeistert über seine Lehre.“ Sind Sie ebenfalls von Jesu Lehre begeistert? Oder zweifeln Sie? Was finden Sie gut, mit welchen Inhalten haben Sie ihre Schwierigkeiten?
D) Gedanken zum Abschluss
Jesus ist wütend! Mit den Tischen stößt er eingespielte Gewohnheiten um und stellt längst etablierte Sitten auf den Kopf. Unerhört? In den Augen derjenigen, die sich mit dieser Art des Tempellebens identifizierten, sicherlich. Das Umtauschen der Geldmünzen mit dem Bild des Kaisers in die “koschere” Tempelwährung und der Verkauf von Opfertieren gehörten schließlich zum Tempelalltag. Doch das Treiben hatte sich verselbständigt, diente nicht mehr seinem Zweck:
Geldwechsler versuchten, den Kurs in die Höhe zu treiben – und diejenigen, die sich ein Opferlamm oder gar einen Stier leisten konnten, sahen auf die herab, bei denen es nur für ein Täubchen reichte. So wird der Tempel, der Einheimische und Fremde, Arm und Reich im Gebet miteinander verbinden soll, zum Ort, an dem Profitgier und die Sucht nach Sehen und Gesehen-Werden Menschen zertrennt. “Es steht geschrieben:”, ruft Jesus, “Mein Haus soll ein Bethaus sein. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!”
Wie nehmen wir das Verhalten Jesu wahr? Aus der Distanz von 2000 Jahren heraus scheint es leicht, Jesu Ver- halten als richtig und notwendig zu bewerten. Ja, der Tempel ist ein Bethaus! Doch was, wenn die Frage uns nahe kommt: Welches Treiben füllt unsere Räume in Kindertagesstätte und Schule, was die Räume in meinem eigenen Leben? Was ist uns “heilig” und was muss heraus, um dem Heiligen Raum zu schaffen?
Aus: Loccumer Pelikan 4/2011